Enzyklopädie der Insel Formosa. Ein Nachschlagewerk zu Politik, Gesellschaft und Natur

Ondine Pannets Enzyklopädie der Insel Formosa beschäftigt sich mit Motiven des Fremden, Ausformungen des Exotismus und der kritischen Frage nach dem Wahrheitsgehalt von Geschichtsschreibung. Ihr Künstlerbuch ist ein Kommentar zu George Psalmanaazaars fiktiven Reiseberichten von der Insel Formosa, die er 1703 in London vorstellte. Pannet wirft eine neue Perspektive auf dessen fantasievolle Ausführungen, indem sie den Reisebericht aus seiner ursprünglichen Form des Fließtextes löst und in das wissenschaftliche Medium der Enzyklopädie überträgt. Sie steigert die Anschaulichkeit der wissenschaftlichen Artikel durch zahlreiche Illustrationen und Tabellen, ergänzt um einen Wortschatz (Formosanisch – Deutsch) und Farbfotografien von Botanischen Gärten, künstlichen Oasen und Zimmerpflanzen. Dabei knüpft sie an Psalmanaazaars Fokus auf das Formosanische als Sprache und Schriftbild an, entwickelt es jedoch weiter und stellt damit die suggerierte wissenschaftliche Evidenz auf subtile Weise immer wieder infrage. Auf diese Weise spielt sie mit der feinen Grenze zwischen authentischen Fakten und fiktiven Aspekten, zwischen denen bereits Psalmanaazaars in seinen Reiseberichten oszillierte.

Exotismus und Fake News: Die erfundene Kultur von Formosa (Podcast)