Was brauchst Du, um einem geliebten Menschen in voller Ehrlichkeit zu begegnen? Wo ist der Ort für das radikale Sich-Öffnen? Und wie teilen wir (uns mit), angesichts des letzten Akts unserer Körper – Sterben?
Brutal with Love ist das erste gemeinsame Buch von Kirstin Burckhardt und Lisa W Carlson und gleicht einer Performance in drei Akten: es eröffnet mit einem Gespräch in 12 Kapiteln und Fotografien aus ihrer performativen Praxis, die reflektieren wie Burckhardt und Carlson einander begegnen: durch Gefühle im Fragen, im Dazwischen und in verkörperter Freundschaft. Der zweite Teil holt die Röntgenaufnahmen von Lungen hervor, die sie bei ihrer Archivrecherche des Österåsen Sanatoriums in Schweden entdeckten. Diese rohen, 100 Jahre alten Bilder werden kombiniert mit poetischen Zweizeilern, die am schmalen Grat zwischen Leben und Tod „atmen“. Resonanz finden sie im feinfühligen Textbeitrag von Gabriele Brandstetter. Von Bildern durch Fleisch zu Bildern der Berührung: Der dritte Teil lädt die Betrachtenden ein, zu Blatt-Wendenden zu werden. In Stop- Motion-Bildern, aus Burckhardts performativen Video-Hommage zum Großen Sektionssaal im Medizinhistorischen Museum Hamburg, spielt sich ihre Beziehung zum Raum ab und schließt mit einem Text des Museumsdirektors Phillip Osten. Eingefasst in ein B-Buch-Format, wird diese sonst übliche Taschenbuchgröße durch die Papiere und Bindung zu etwas besonders Greifbarem.
Brutal with Love! Ein Titel, der schockiert? Aufrührt? Ist Brutal with Love ein Paradox? Oder radikal ehrlich? Die Begegnung und der Dialog der beiden Künstlerinnen Kirstin Burckhardt und Lisa W Carlson ist so offen gestaltet, dass er nichts ausschließt: Sie bewegen sich in einem Raum – inspiriert vom Großen Sektionssaal im Medizinhistorischen Museum in Hamburg – ein Ort, der die feine Linie zwischen Leben und Tod gespeichert hat. (Gabriele Brandstetter)
Brutal with Love ist Teil des Projekts touching fine lines. Freundlich unterstützt von der Behörde für Kultur und Medien Hamburg, Hamburgische Kulturstiftung, Rudolf Augstein Stiftung und IASPIS.