Die Publikation All The Things You Are versammelt Fotografien, die der Künstler Livio Baumgartner während vier Jahren in der Wohnung seines Vaters machte. Heimlich dokumentierte er die auffälligen Inventar-Verschiebungen, die ihn an zeitgenössische Kunstinstallationen erinnerten. Zimmerpflanzen, Yogamatten, Kisten, Körbe, Kerzen, Giesskannen, Kleider, unzählige Alltagsgegenstände wurden zu Protagonisten von Baumgartners nächtlichen Fotografietouren. Anstatt sich über das Stapelchaos zu ärgern, dokumentierte er es. Und damit den Versuch seines Vaters, Ordnung zu schaffen, den Dingen einen passenden Ort zu geben, sie ästhetisch zu arrangieren. Im fotografischen Blick werden die Arrangements zu Skulpturen.
Dabei weisen die Fotografien über ihre ursprüngliche Intimität hinaus, auf eine Zeit, in der die meisten von uns weitaus mehr besitzen, als wir brauchen, und Aufräumcoaches nicht ohne Grund Weltbestseller schreiben. Baumgartners Fotografien erzählen vom Umgang mit «all den Dingen, die wir sind», die wir anschaffen, in der Hoffnung, sie mögen uns nützlich sein, uns schmücken oder uns Neuanfänge bescheren. Die Gedichte von Simone Lappert eignen sich diese Suchbewegungen literarisch an und fügen den Fotografien eine weitere Ebene hinzu. Manchmal nachdenklich, manchmal augenzwinkernd. Wie die Bilder selbst.
